
Interview mit Sandra Regnier
Hallo ihr Lieben!
Ich freue mich sehr euch heute eine meiner Lieblingsautorinnen in diesem Beitrag vorstellen zu dürfen.
Wie einige vielleicht schon auf meinem Instagram Account in den Storys mitbekommen habe, durfte ich Frau Regnier am Messe-Sonntag (20.10.2019) der Frankfurter Buchmesse treffen und interviewen.
Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, dass Frau Regnier sich die Zeit genommen hat, denn für mich ist die „Pan“ Trilogie eine der besten Fantasy und Jugendbuch Reihen.
Anfang Oktober ist nun der zweite und finale Band ihrer „Anderwelt“ Dilogie erschienen, ein Spin-Off, das in der Welt von Pan spielt.
Wenn ihr also mehr über Sandra Regnier und ihre Bücher erfahren wollt – spannende Geschichtestunde inklusive – solltet ihr schnell weiterlesen..
(Im weiteren steht „SM“ übrigens für mich – Sonja Mues – und „SR“ für Sandra Regnier)
SM: Zunächst einmal vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit für mich und meine Fragen genommen haben.
Meine erste Frage an Sie: würden Sie sich kurz mit zwei oder drei Fakten zu sich selbst vorstellen? Etwas lustiges oder Dinge, die Ihnen wichtig sind?

SR: Gerne. Ich bin mit Leidenschaft Schriftstellerin, ich probiere immer gern was Neues aus und mein Lieblingsgericht ist Reisbrei mit Kartoffelpuffern – da geht nichts drüber.
Leider esse ich zu gerne und zu gut. Ich bin einfach ein Genussmensch.
SM: Aber bei gutem Essen sagt man ja auch nicht nein – würde ich auch nie.
SR: Stimmt! Die Kartoffelpuffer müssen unbedingt selbst gemacht sein. Ich habe kochen bei meiner Oma gelernt – gutes Essen braucht lange und ich nehme mir gerne Zeit dafür. Mittlerweile koche ich meist vor – so lässt sich das Essen ganz anders genießen.
Ich brauche dann aber auch was Süßes dazu – Waffeln, Kuchen.
SM: Geht mir genauso. Die nächste Frage: Gab es den entscheidenden Blitzmoment damals für die „Pan“ Trilogie? Manche Autoren haben ja die besten Ideen unter der Dusche oder beim Zähne putzen.
SR: Ich kann nicht mehr den Moment bestimmen, ich weiß nur, dass damals die Idee von einem Elfen-Kommissar war, so habe ich es damals noch genannt, der durch die Zeit reist und in der Vergangenheit Sachen ‚ausbügelt‘.
SM: Ich fand die Bücher damals super und mir hat es sehr viel Spaß gemacht, in die Geschichte abzutauchen. Auch ihr Schreibstil ist großartig!
[An dieser Stelle ist kurz das Fangirl mit mir durchgegangen und hat sich an der professionellen Bloggerin vorbei gemogelt]
SR: Dankeschön.

SM: Entstand die Idee zur „Anderwelt“ Dilogie aus dem Wunsch der Leser nach mehr oder hatten Sie von Anfang an eine Idee für eine Fortsetzung?
SR: Die Idee mehr zu schreiben war von Anfang an da.
SM: Könnten Sie sich auch vorstellen noch mehr zu schreiben?
[Wenn sich das Fangirl wieder in den Vordergrund stellt und ihre Chance wittert..]
SR: Ja, ich habe schon Ideen, aber ich habe jetzt erst noch ein paar andere Ideen, die mir noch ein bisschen mehr liegen und die ich zuerst schreiben möchte.
„Pan“ war für mich auch eigentlich so gedacht, dass die Charaktere pro Buch einen Fall in der Vergangenheit zusammen lösen. Das haben wir dann aber nachher umgestrickt.
Der erste Band ist mehr ein Kennenlernen, da Felicity erst im letzten Drittel erfährt, dass Lee ein Elf ist und durch die Zeit reisen kann, wobei er auch baff ist, dass sie auch durch die Zeit reisen kann.
Ursprünglich war es wirklich geplant, dass die beiden pro Buch ein Abenteuer erleben, aber dann kam der Vertrag für die Bücher, der drei Bücher vor sah.
Ich denke die Idee war zwar eigentlich gut, aber jetzt so weiter zu machen, dass die beiden immer wieder Abenteuer in der Vergangenheit erleben, würde schwer werden und die Leser wären auch grundsätzlich enttäuscht, wenn ich so weitergemacht hätte. Immer wieder in die Vergangenheit und ähnliche Fälle lösen – irgendwann wird das dann auch langweilig.
SM: Deshalb finde ich die „Anderwelt“ auch so toll – man bleibt zwar in der gleichen Welt bzw. man kehrt in diese zurück, aber es ist eine ganz andere Welt mit anderen, tollen Charakteren.
SR: Das war auch wirklich ein super Kompromiss. Neue Figuren, neues Setting, gleiche Schiene die man immer wieder hineinfließen lassen kann.
[Danach haben Frau Regnier und ich uns kurz darüber unterhalten, an welcher Stelle ich gerade im Buch bin – um aber niemanden zu spoilern, lasse ich diesen Teil weg. Ich habe auch ein paar Vermutungen geäußert, wie die Geschichte weitergehen könnte, aber Frau Regnier ist hart geblieben und hat mir nichts weiter verraten – außer das:]
SR: Wenn ihr alle die „Anderwelt“ fertig gelesen habt, verrate ich euch das alternative Ende, dass ich zeitweise geplant hatte, welche es aber nicht ins Buch geschafft hat.
SM: Wobei dann wieder die Frage ist, ab wann man offen über das Ende von Büchern reden darf – irgendwer hat das Buch immer noch nicht gelesen. Es gibt sogar immer noch Menschen, die das Ende von Harry Potter nicht kennen.
SR: Das stimmt. Manche meiner Leser entdecken auch jetzt erst die „Pan“ Trilogie.
Mein Sohn entdeckt gerade Harry Potter und ich die Geschichte nochmal mit ihm. Noch liest er nicht so gerne und dann lese ich ihm immer vor. Er hat so viel Spaß daran und ich mit ihm, aber ich bin auch neidisch, denn er darf die Geschichte jetzt zum ersten Mal entdecken.
SM: Das ist das einzige, was ich wirklich schade ist: man kann jedes Buch nur einmal zum ersten Mal lesen.
SR: Ja, und gerade bei Harry Potter, wo man doch wissen wollte, wie es weitergeht und jedem Buch so entgegen gefiebert hat!
SM: Ja, daran erinnere ich mich auch noch. Nochmal zurück zu Ihren Büchern: ich hab also richtig gehört, dass Sie sich auch vorstellen könnten noch ein Spin-Off zu schreiben? Oder auch mehrere?
[Das Fangirl in mir musste einfach auf Nummer sicher gehen]
SR: Ich habe wirklich schon weitere Ideen. Über das Schreiben kommen immer wieder neue dazu. Jetzt gerade habe ich eine wirklich gute Idee. Mitbestimmen tut das am Ende natürlich der Verlag, aber ja, die Idee ist da. Ich hab aber wie gesagt auch noch andere Ideen, die sind vielleicht – genauso gut? Besser?
SM: Ich bin schon sehr gespannt, was Sie noch schreiben werden. Die „Pan“ Trilogie spielt ja in London/England und die „Anderwelt“ Dilogie in Edinburgh/Schottland. Was hat Sie dazu inspiriert genau diese Orte zu nehmen?

SR: Eine Freundin von mir sagte: Schreib mal über Schottland! Schottland ist toll. Und dann dachte ich: ja, Schottland ist toll. Edinburgh ist eigentlich ganz hübsch.
Dann war ich in Edinburgh, wie gesagt, die Idee war schon geboren, und ich dachte: das ist nicht nur hübsch, das ist perfekt!
Die unterirdischen Tunnel kannte ich vorher noch nicht, aber die waren perfekt dafür.
In London hätte man dafür die U-Bahn Tunnel nehmen müssen, aber Edinburgh ist seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden unterkellert. Das war eine richtige Offenbarung. Manchmal kommt der Berg eben auch zum Propheten.
Man geht durch das Mary-King-Close, wo man nur einen kleinen Bereich gezeigt bekommt, und ist wirklich Schock-gefrostet in der Zeit. Man geht durch Räume, die im 18. Jahrhundert so verschlossen wurden.
SM: Total spannend! An solchen Orten bleibt wirklich die Zeit stehen.
SR: Ja! Nur weil es unhygienisch war, kam man auf die Idee ein ganzes Stadtviertel zuzumachen. Oder auch die Brücken, die man gebaut hat. Die Brücken sind heute ganz normale Straßen, aber die Gewölbe unter den Brücken – dort hat man Durchgänge gemacht, in denen früher ein richtiges Schmugglerleben herrschte.
SM: Was wurde denn dort geschmuggelt?
SR: Leichen zum Beispiel – das war damals ein gutes Geschäft, denn die Professoren an Universitäten haben viel dafür bezahlt und diese für Studienzwecke benutzt.
Deshalb gab es auch damals Friedhofswärter, die auf die Gräber aufgepasst haben.
SM: Gut, dass wir nicht in der Zeit gelebt haben, oder?
SR: Ja! Damals sind besonders gerne Touristen verschwunden, denn bei diesen hat die Nachforschung, was mit ihnen passiert ist, sehr lange gedauert.
Für eine Leiche gab es damals meist ungefähr drei Jahresgehälter. Leichenschmuggel war sehr lukrativ.
Aber allein das es diese Möglichkeit gab, weil dort unterirdische Gänge waren, die man heute noch besichtigen kann. Teilweise wurden dort auch Kinder eingesperrt, weil die Pest gewütet hat – dummerweise sind meist leider die Mütter gestorben und die Kinder dann verhungert.
Edinburgh hat so viel Potenzial!
SM: Wie lange waren Sie denn für ihre Recherche in Edinburgh?
SR: Das erste Mal fünf Tage und das zweite Mal zwei Wochen.
SM: Weil die fünf Tage doch zu wenig waren?
SR: Auch, aber beim ersten Mal war auch meine Familie dabei.
SM: Und dann hatten Sie nicht so viel Zeit für die Recherche?
SR: Ja, aber ich muss auch ehrlich zugeben: ich bin dann sehr extrem. Ich bin immer die letzte in der Gruppe, weil ich alles fotografieren muss und alles nochmal nachfrage. Ich werde dann immer etwas lästig. Einmal hat sogar eine Fremdenführerin gefragt, ob ich nicht übernehmen möchte – ich hab dann natürlich nein gesagt, denn sie hat es wirklich toll gemacht. Hinterher ist mir sowas immer ein bisschen peinlich, aber in den Momenten selber bin ich einfach voll in meinem Element.
SM: Wurde denn der Fremdenführer, der in Band eins der „Anderwelt“ Dilogie Allison und ihre Freundinnen herumführt an Ihren eigenen angelehnt?
SR: Nein, nicht direkt. Nur insofern, dass die Fremdenführer dort auch Kostüme anhaben und Personen aus der Zeit verkörpern sollen, z.B. die Magd oder die Tochter von Mary King. Die hat mich damals übrigens herumgeführt. Das Ganze ist sehr touristisch. Aber den Schriftsteller habe ich erfunden.
SM: Was finden Sie denn an Schottland und England am schönsten?
SR: Am meisten gefällt mir immer noch, dass sie ihre Altertümer so bewahren. Wenn irgendwo irgendein Castle steht, sind sie unheimlich stolz darauf. Das wird verwahrt und gepflegt.
Ich mag Geschichte unheimlich gerne und möchte auch immer dahin in den Urlaub fahren, wo ich Landschaften und Geschichte sehe, am besten beides.
Das bietet sich auf Kreta oder in Ägypten sehr gut an. In Ägypten war ich letztens und habe mir damit einen Traum erfüllt.
Da wo die Wissenschaft nicht weiterkommt, kann ich ansetzen und weiterspinnen.
SM: Weil es dort noch so viel Interpretationsspielraum gibt?
SR: Genau. Da ist mein Part, ab da kann ich was draus stricken.
SM: Welche Eigenschaften schätzen Sie denn an Felicity und Allison am meisten?
SR: Die Schlagfertigkeit. Das kann ich leider nicht.
SM: Kenn ich auch. Das, was die beiden immer sagen, sind die Dinge, die einem selber erst viel später einfallen. Dann denkt man sich: das hätte ich gut sagen können!
SR: So geht es mir auch! Aber beim Schreiben habe ich die Zeit und kann darüber nachdenken: was würde sie jetzt erwidern?
Manchmal fällt mir die passende Antwort zwei Tage später ein und dann denke ich mir: jetzt habe ich es! Das ist es!
SM: Das schätze ich an den beiden auch am meisten. Die beiden sind taffe Mädels, zu denen man aufschauen kann.
SR: Die meisten orientieren sich an den Zicken, die sehr oberflächlich sind und denen es nur um das Äußere geht, aber deren Verhalten schon abstoßend ist.
Allison und Felicity stehen auf der anderen Seite, denn den beiden sind Aussehen, Frisur und Oberflächlichkeiten egal. Die beiden bauen durch Humor und Empathie Freundschaften auf. Das ist mir wichtig.
SM: Wenn Sie einen Nachmittag mit Allison und Felicity verbringen könnten, was würden Sie mit den beiden unternehmen?
SR: Oh, das wäre cool! Ich glaube, ich würden mit den beiden zuerst in das Dungeon gehen. Zum Anfang finden wäre das bestimmt super.
Danach dann auf ein Konzert oder in einen Pub, wo Live-Musik spielt, was leckeres Essen.
SM: Da wäre ich zu gerne auch dabei! Was sind denn für Sie Quellen der Inspiration, außer die Orte, an die Sie reisen?
SR: Die Natur. Das mache ich immer noch am meisten. Entweder spazieren gehen oder mit meinem E-Bike fahren. In der Vulkaneifel, wo ich herkomme, kann man nicht einfach so Fahrrad fahren, dafür ist es zu bergig. Natürlich kann ich auch mal einen Spaziergang oder eine Wanderung machen, da schaffe ich dann mal 5km, manchmal auch 7km in 2 Stunden, aber dann gehe ich meist die gleichen Wege, weil man auch nicht immer Zeit hat, neue Strecken auszuprobieren. Mit dem E-Bike ist das anders, da kann ich jederzeit einfach umdrehen. Damit schaffe ich 30 km.
Mein E-Bike ist mein fliegender Teppich, der mich an ganz verwunschene Orte führt.
SM: Wie schön! Haben Sie schon Pläne für ein neues Projekt? Schreiben Sie gerade an was?
SR: Ja, mehrere. Ich schreibe wieder an was. Ich wollte auch mal wieder einen Belletristik-Roman schreiben und dann habe ich sogar zwei Ideen für Jugendbücher.
SM: Ich bin schon sehr gespannt, was da auf uns Leser zu kommt.
SR: Noch darf ich nicht zu viel verraten, ich habe auch noch keinen Vertrag, aber ich freue mich schon darauf, auch mal ohne Druck zu schreiben. So kann ich die Idee nochmal ausreifen lassen.
SM: Vielen lieben Dank für das Interview, ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Ich hoffe sehr, dass euch das Lesen des Interviews genauso viel Spaß gemacht hat, wie mir das Interview zu führen.
Kennt ihr die „Pan“ Trilogie? Oder die „Anderwelt“ Dilogie?
Falls nicht, schaut unbedingt auf der Homepage von Sandra Regnier vorbei, dort findet ihr alle wichtigen Informationen zu ihr und ihren Büchern.
Ansonsten: wir lesen uns!
Alles Liebe,
Sonja

