
„Spiegelfluch & Eulenzauber“ – Interview mit Kathrin Solberg
Hallo ihr Lieben!
Ich habe heute die Ehre euch die liebe Kathrin vorstellen zu dürfen.
Letztes Jahr im September ist ihr Buch „Spiegelfluch & Eulenzauber“ im Drachenmond Verlag erschienen, um das es in diesem Interview hauptsächlich gehen soll.
Im Oktober letzten Jahres ist ihr Buch „Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende“ erschienen – ein fantastisches Kinderbuch, welches ich bereits verschlungen habe.
Nun aber los – Bühne frei für Kathrin und ihr geniales Buch, welches zu meinen Lieblingsbüchern zählt!
Liebe Kathrin, möchtest du dich kurz vorstellen?
Gern 🙂 Erst Mal um Verwirrung zu vermeiden: Ich schreibe unter zwei Namen, Kathrin Solberg und Kathrin Tordasi (letzteres ist mein richtiger Name). Ich lebe in Berlin, in einer kleinen Wohnung unter dem Dach, trinke am Liebsten schwarzen Tee und besitze einen viel zu großen Stapel ungelesener Bücher.
Wie bist du auf die Idee zu „Spiegelfluch & Eulenzauber“ gekommen?
Die Idee kam mir auf einer Wanderung in Südtirol. Ich hatte schon eine Weile darüber nachgegrübelt, eine Fortsetzung zu meiner Kurzgeschichte „Spiegelschwester“ zu schreiben. Lange fehlte mir dazu allerdings der richtige Aufhänger. Als wir dann im Vinschgau zu einer Burg gewandert sind, hatte ich plötzlich Lisbeths Anfangsszene im Kopf. Eine frischverheiratete Gräfin, die in einer Kutsche über eine holprige Auffahrt zur Burg ihres Mannes fährt … und darüber überhaupt nicht glücklich ist. Der Rest entwickelte sich dann ziemlich zügig.
Eine Kurzgeschichte zu dieser Welt ist bereits in der Märchenanthologie „Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“ des Drachenmond Verlags erschienen. Wurdest du von einem Märchen zu dieser Geschichte inspiriert und wenn ja, von welchem?
Tatsächlich basiert die Kurzgeschichte auf dem Schneewittchen Märchen. „Spiegelschwester“ beginnt allerdings da, wo das Märchen aufhört. Die böse Stiefmutter ist besiegt, aber der magische Spiegel streckt seine gierigen Klauen nach Schneewittchen aus.
Haben Märchen für dich eine besondere Bedeutung und wenn ja, welche?
Als ich klein war, haben mich Märchen total begeistert. Meine Oma hat mir oft aus Grimms Märchenbuch vorgelesen & später habe ich mich durch Märchen aus aller Welt geschmökert. Ich habe einen Hang zu Fantasy, und ich glaube, das kommt daher, dass ich mit Märchen, also phantastischen Geschichten aufgewachsen bin.
Viel später habe ich dann Märchenadaptionen entdeckt & das hat eine ganz neue Faszination geweckt. Ich finde es spannend, wenn Autor*innen alte Geschichten aufgreifen, und sie neu erzählen – ihre Moral vielleicht auf den Kopf stellen oder die ursprüngliche Interpretation hinterfragen. Mittlerweile gibt es ja auch viele Adaptionen, die insbesondere die Frauenfiguren neu lesen. Ich fand zum Beispiel Naomi Noviks „Das Kalte Reich des Silbers“ toll. Der Roman greift das Märchen vom Rumpelstilzchen auf und verflicht es mit starken Frauenfiguren, jüdischer Kultur und einem russischen Setting.
Welches Märchen war dein Lieblingsmärchen als du klein warst?
Als ganz kleines Kind fand ich Rapunzel toll. Tatsächlich mochte ich die grusligen Märchen immer besonders gern und die Vorstellung von einem verborgenen Garten, der von einer alten Zauberin bewacht wird, hat mir ganz schön Gänsehaut beschert.

Wieso spielen genau Eulen eine so große Rolle in diesem Buch?
Oh ha, ich glaube tatsächlich, weil ich Eulen einfach schön finde. Sie haben sowas mystisches und elegantes. Und es kommt schon öfter vor, dass ich Dinge in Bücher einbaue, weil ich sie selbst toll finde. Deshalb trinken meine Charaktere auch ganz oft Tee 🙂
War eine der Perspektiven schwieriger zu schreiben als die andere? Wenn ja, welche und wieso?
Das überrascht jetzt vielleicht ein paar Leute, aber Anthea zu schreiben fiel mir teilweise schwerer, als Lisbeth. Und das, obwohl Lisbeth mit ihrer teilweise arroganten und egoistischen Art ein zwiespältiger Charakter ist. Anthea allerdings kämpft mit ein paar Gefühlen & Selbstzweifeln, die mir stellenweise sehr viel näher sind. Man schöpft ja immer ein bisschen aus der eigenen Erfahrung, und Antheas Geschichte hat ein paar Erinnerungen wachgerüttelt, von denen ich mir nicht so sicher war, ob ich sie wirklich in ein Buch packen wollte. Im Nachhinein bin ich froh, aber während dem Schreiben frägt man sich schon, wie verwundbar man sich macht, wenn man bestimmte Gefühlswelten für die Leser*innen öffnet.
Anthea und Lisbeth sind beide auf ihre eigene Art und Weise sehr starke Persönlichkeiten. Was macht sie deiner Meinung nach besonders bzw. was zeichnet sie aus?
Anthea ist selbstlos, hat ein großes Herz und viel Mitgefühl für andere. Die Herausforderung für sie ist, ihr Leben nicht nur nach den Bedürfnissen von anderen auszurichten – sondern sich auch mal ehrlich zu fragen, was sie selbst eigentlich möchte. Außerdem ist sie ein Freigeist. Sie ist am liebsten draußen unterwegs, immer in Bewegung, immer auf der Suche, nach neuen Orten. Das finde ich sympathisch.
Lisbeth hat andere Erfahrungen gesammelt, als Anthea. Sie ist privilegierter und stellt daher andere Ansprüche ans Leben. Gleichzeitig musste sie einige wirklich harte Erlebnisse verkraften, wurde oft kleingehalten und hat daher gelernt, sich selbst zu schützen. Sie weiß eigentlich ganz genau, was sie will, wird aber aufgrund ihres Geschlechts von der Gesellschaft wahnsinnig eingeschränkt. Also versucht sie, die Mittel zu nutzen, die ihr zur Verfügung stehen, um doch noch glücklich zu werden. Dafür habe ich Verständnis, auch wenn Lisbeth irgendwann auf einen Weg abdriftet, denn man eigentlich nicht mehr verteidigen kann.
Woher nimmst du deine Inspiration und was machst du, wenn du mal beim Schreiben nicht weiterkommst?
Wenn ich feststecke, gehe ich gern spazieren. Die Bewegung und die frische Luft helfen mir oft, den Kopf freizubekommen und um Blockaden herumzudenken. Oder ich hole mir einen großen Becher Ben & Jerry’s, jammere meinen Schreibbuddies die Ohren voll & binge ein paar Folgen einer Lieblingsserie. Das inspiriert vielleicht nicht unbedingt, aber es baut Frust ab – und füllt die Energiereserven auf 😉
Wenn du einen Tag mit Anthea und Lisbeth verbringen könntest, was würdest du mit ihnen machen?
Gute Frage! Ich glaube, ich würde mit ihnen ans Meer reisen – das wünscht sich Anthea sowieso & Lisbeth wäre bestimmt auch begeistert.
Wie würdest du die Geschichte in 3 Worten zusammenfassen?
Wenn es Themenwörter sein sollen, dann: Magie, Sehnsucht, Entscheidungen.Wenn es ein Motto wäre, dann: Erkenne dich selbst.
Gibt es Charakterzüge oder Eigenschaften von dir selbst, die du Lisbeth oder Anthea mitgegeben hast?
Ich hab’s ja oben schon angedeutet: Ein bisschen was Eigenes fließt immer in die Figuren, die man schreibt. Allerdings ist weder Anthea noch Lisbeth eine genaue Kopie von mir (zum Glück!! 🙂 ) Ich denke, Anthea hat ein paar meiner Selbstzweifel abbekommen & Lisbeth meine Unzufriedenheit mit Regeln und Normen, die Frauen einschränken.
Was war bisher dein schönster Moment als Autorin?
Mit der Veröffentlichung von „Spiegelfluch & Eulenzauber“ & „Brombeerfuchs“ hatte ich das Glück, dieses Jahr ein paar wirklich schöne Momente zu erleben – und das, obwohl 2020 in vielerlei Hinsicht ein wirklich schweres Jahr war. Dafür bin ich sehr dankbar. Es fällt mir allerdings schwer zu entscheiden, welcher Moment mich besonders glücklich gemacht hat. Vielleicht der Augenblick, als ich eine Kiste vom Drachenmond Verlag geöffnet und darin einen Stapel meines ersten, gedruckten Buches vorgefunden habe.
Wie lange schreibst du schon und was bedeutet es für dich?
Das ist jetzt nicht originell, aber ich schreibe tatsächlich schon, seit ich schreiben kann. Und davor habe ich Geschichten erzählt oder aufgemalt. Für mich ist das schlicht ein Teil von mir, sowas wie meine innere Mitte, zu der ich immer wieder zurückkehren kann, egal, wohin ich gehe oder wie sich mein Leben verändert.
Liebe Kathrin – vielen lieben Dank für das schöne Interview mit dir!
Ich habe mich sehr gefreut, das Interview mit dir führen zu dürfen.
Alle Informationen zu Kathrin, ihren Büchern und Events findet ihr auf ihrer Homepage.
Schaut euch gerne mal ihr Buch „Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende“ an. Außerdem erscheint sehr bald ihr Buch „Nachtschatten. Auf den Spuren des Mondwandlers“.
Meine Rezension zu „Spiegelfluch und Eulenzauber“ findet ihr HIER.

